4.35. Erwartung der Investoren

Die Erwartung der Investoren auf faire Information ist eine zentrale Forderung an die Börsenunternehmen. Es geht hierbei nicht alleine darum, nur die „Good News“ zu vermelden. Eine aktive (persönliche) Kommunikation sollte im Mittelpunkt stehen. Dabei müssen die Informationen jederzeit nachvollziehbar und aktuell sein. Erst dann lässt sich eine Beziehung zwischen dem Börsenunternehmen und den Investoren aufbauen, die beide zufriedenstellen kann.

Beziehung zwischen Unternehmen und Investor

Investor Relations – d. h. die Kommunikationsbeziehungen zwischen dem börsennotierten Unternehmen/IPO und den (potenziellen) Anteilseignern – spielt hier die entscheidende Rolle. Um eine erfolgreiche Beziehung zu den Investoren aufzubauen, sollte ein Unternehmen Folgendes beachten:

  • Individualisierung der Informationen
  • Nachvollziehbare, aktuelle Kommunikation – einfach aber vollständig
  • Aktive persönliche Kommunikation; in guten und in schlechten Zeiten

Individualisierung der Informationen

„Den“ Investor gibt es nicht. Die Kunst aus Unternehmenssicht besteht darin, sich auf jeden einzelnen individuell einzustellen. Investoren haben sehr verschiedene Beweggründe und Eigenheiten (Anlagehorizont, Anlagestil usw.). Ein Unternehmen sollte einen offenen und partnerschaftlichen Umgang pflegen und versuchen, die Informationsbedürfnisse der Investoren optimal und individuell zu erfüllen.

Nachvollziehbare, aktuelle und kontinuierliche Kommunikation

Investoren müssen Informationen nachvollziehen können, um sie zu beurteilen. Dabei gilt: Fakten überzeugen mehr als PR-Prosa. Informationen sollten stets aktuell und möglichst vollständig sein. Investoren sollten kontinuierlich und zeitnah informiert werden und nicht nur dann, wenn das Unternehmen „Good News“ zu vermelden hat.

Dabei spielen folgende Entscheidungskriterien für Investoren eine Rolle:

  • „Unternehmens-Story“ – Wettbewerbsumfeld, Marktkapitalisierung, Management, Gewinnwachstum
  • Plausibilität – Kriterien, die auf dem Prüfstand stehen (Historie, Mitkonkurrenten, Track Record, Management, Unternehmensaussagen)
  • Track Record – Nachhaltigkeit der Zahlen
  • Bewertung – harte (z. B. DCF-Modelle) und weiche Faktoren (Unternehmensstory, Management)
    zählen gleichermaßen
  • IPO-Prozess – Pilot-Fishing, Premarketing, Roadshow

Aktive und persönliche Kommunikation

Die schriftliche Berichterstattung ist notwendig, reicht aber allein nicht aus. Eine aktive persönliche Ansprache bspw. durch frühzeitiges Anbieten von Gesprächsterminen bei Roadshows oder Unternehmensbesuchen ist unerlässlich. Das persönliche Gespräch mit dem Management ist Aushängeschild
und für Investoren Entscheidungsgrundlage zugleich. Gerade vor einem Börsengang ist es wichtig, das Unternehmen bekannt zu machen und Vertrauen zu wecken.


Autor: Karl Fickel
PDF: Erwartung der Investoren