4.26. Investor Education

„Investor Education“, die Vermarktung an und Diskussion mit Investoren, beginnt i. d. R. nach Fertigstellung der Researchstudien und geht meist nahtlos in die Roadshow über. Ziel ist die Generierung von Nachfrage und die Bildung einer Preis-Absatz-Funktion, mit deren Hilfe die Preisspanne der Aktie ermittelt wird. Im Mittelpunkt der Investor Education stehen institutionelle Investoren, die sich bei Group Presentations und One-On-Ones eine Meinung zum Unternehmen bilden. Sollte sich das Management bereits in dieser Phase präsentieren, ist eine minutiös terminierte und gute Reisevorbreitung essenziell.

BEDEUTUNG UND FORMEN

Im Rahmen der Investor Education werden insbesondere institutionelle Investoren mit dem Unternehmen und dem Management vertraut gemacht. Primäres Ziel dabei ist es, vor Bekanntgabe der Bookbuildingspanne eine erste Marktindikation zur Bewertung zu erhalten und auf diese Weise das Platzierungsrisiko zu minimieren. Investor Education kann folgende Elemente beinhalten:

  • Sales Briefing
  • Group Presentation
  • One-on-One

Im Rahmen von Sales Briefings werden Sales-Mitarbeiter der Konsortialbanken über wesentliche Parameter des IPOs und des Unternehmers informiert. Diese wiederum stellen ihren institutionellen Kunden den Investment Case dar, holen Feedback ein und arrangieren Meetings mit den Analysten und/oder dem Unternehmen.

Group Presentations kommen primär im Rahmen der Roadshow zum Einsatz und finden i. d. R. als Breakfast- oder Lunch-Präsentationen statt. Neben dem logistischen Vorteil bieten Group Presentations
gleichzeitig die Möglichkeit des direkten Austausches der Investoren untereinander und entwickeln auf diese Weise oft eine Eigendynamik.

One-on-Ones sind persönliche Einzel-Meetings mit ausgewählten Investoren. Insbesondere Investoren, die sich intensiv mit dem Unternehmen befasst haben und/oder in Unternehmen der Peergroup
investiert sind, bevorzugen eine direkte Diskussion ihrer meist spezifischen Fragen.

ZENTRALE INHALTE

Wertpapierprospekt und Researchstudie bilden die Basis der Investor Education. Darüber hinaus empfiehlt es sich, der Wettbewerbsanalyse und insbesondere der Peergroup besondere Beachtung zu widmen, da Investoren eventuell bereits mit Unternehmen der Peergroup vertraut sind und ihre Fragen danach ausrichten.

Equity Story und Business Model

Die Equity Story und deren Abbildung in der Businessplanung sind ein zentrales Thema der Investor Education. Investoren interessiert insbesondere die Frage, wie nahe das Unternehmen an der Realisierung der Equity Story ist und ob die korrespondierenden Businessmodelle eher als konservativ oder als überzogen zu werten sind.

Risiken

Während der Wertpapierprospekt als „Enthaftungsdokument“ versucht, möglichst alle denkbaren Risiken aufzulisten, liegt das Investoreninteresse in der Einschätzung konkretisierbarer Risiken, die oft aus Ereignissen in der Peergroup abgeleitet werden.

Reporting und Controlling

Ein „Profit Warning“ ist ein GAU-Szenario für Investoren, die gerade in größerem Volumen Aktien des IPO-Kandidaten gekauft haben. Ein verlässliches Reporting und Controlling erhöht das Vertrauen der Investoren in die Guidance des Managements und in die Aktie des Unternehmens.

Management

Authentisch, vertrauenswürdig, fachlich kompetent und zahlenfest: Das Vertrauen ins Management ist ein Kernaspekt institutioneller IPO-Investments.

CHECKLISTE ZUR INVESTOR EDUCATION

  • Detaillierte Kenntnis des Wertpapierprospektes und der Analysereports
  • Verständnis der Bewertungsverfahren
  • „Know Your Customer“: Anlageprofil und Investments der jeweiligen Investoren
  • Detaillierte Kenntnis Bottom-up- und Top-down-Businessplan
  • Positionierung im Rahmen der Peergroup und Einschätzungen zum Wettbewerb
  • Dry-run-Präsentation und Q&A mit Transaktionsbank und Legal Council

Autoren: Dr. Jochen Grossmann / Michael Schatzschneider
PDF: Investor Education

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