Funktionierende Märkte für Eigenkapital sind ein wichtiger Investitions- und Wachstumsmotor einer Volkswirtschaft. Sie sind vor allem dort unentbehrlich, wo es darum geht, echte Neuerungen – also die für das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft wichtigen Innovationen – hervorzubringen.
Gesamtwirtschaftliche Effekte: Wachstum und Kapitalmärkte in der ökonomischen Theorie
Der Zusammenhang zwischen effizienten Eigenkapitalmärkten sowie Wachstum und Wohlstand einer Volkswirtschaft wird durch eine Vielzahl ökonomischer Studien belegt. Erklären lässt sich dies im Wesentlichen über zwei Effekte:
- Kapitalakkumulation: Eigenkapitalmärkte tragen dazu bei, den Kapitalstock einer Volkswirtschaft zu vergrößern. Sie ermöglichen, dass die Ersparnisse der privaten Haushalte in Investitionen der Unternehmen transformiert werden.
- Innovation: Bei der Selektion und Unterstützung von Innovation haben Eigenkapitalmärkte im Vergleich zu einer ausschließlichen Kreditfinanzierung Vorteile, weil Investitionsprojekte dem Urteil vieler Investoren gleichzeitig offenbart werden müssen. Dies erleichtert den Zugang zu großen Kapitalsummen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt Investoren finden. Außerdem sorgt der Wettbewerb mit anderen Unternehmen dafür, dass zukunftsfähige Investitionsvorhaben tendenziell mit einer größeren Treffsicherheit selektiert werden.
Ökonomische Studien belegen auch, dass effiziente rechtliche Rahmenbedingungen Voraussetzung für funktionierende Kapitalmärkte sind. Diese müssen u. a. gewährleisten,
- dass die grundlegenden marktwirtschaftlichen und rechtstaatlichen Prinzipien eingehalten werden, denn ohne die Vertragsfreiheit und private Eigentumsrechte sowie deren faire und unabhängige Durchsetzung können sich keine Kapitalmärkte mit anonymen Beziehungen entwickeln;
- dass Investoren vor betrügerischem Verhalten geschützt werden, ohne dass den Unternehmen dadurch zu viel an Handlungsfreiheit am Kapitalmarkt genommen würde oder sie zu viel Bürokratie zu verkraften hätten.
Einzelwirtschaftliche Effekte: Stärkung der Unternehmen
Eine Studie unter den Neuemittenten der Jahre 2005 und 2006 belegt die positiven Auswirkungen des Börsengangs auf die Unternehmen und bestätigt insofern die Motive, die für das IPO angeführt werden.
Dazu gehören:
- die Verbesserung der Eigenkapitalquote,
- das gewachsene Verhandlungsgewicht gegenüber anderen Kapitalgebern,
- den erhöhten Bekanntheitsgrad des Unternehmens und seiner Produkte,
- die Stärkung der Wettbewerbsposition,
- die Zunahme unternehmerischer Handlungsspielräume sowie
- die Attraktivität als Vertragspartner.
Autor: Prof. Dr. Rüdiger von Rosen
PDF: Funktionsfähige Eigenkapitalmärkte (gesamtwirtschaftlich)